Oscar Bronner, 2018
Ich habe jeweils die Darstellungsform gewählt, mit der ich das Thema, das mich beschäftigt, am besten abhandeln kann. So bin ich mehrmals zwischen Malerei und Skulptur gependelt, aber auch zwischen Figuration und Abstraktion. Und neben Verwendung von klassischen Sujets wie Blumen, Landschaften, Porträts oder Akte, arbeite ich immer wieder auch mit Geometrie. Sowohl als eigenständiges Motiv als auch als Mittel zum Zweck.
1973 konstruierte ich aus geometrischen Formen menschliche Figuren.
1974 ließ ich einen Schlauch zu einem Kopf werden.
1975 baute ich Holzleisten zu Figuren zusammen.
1976 entstanden auf diese Art geometrische Formen, hier ein Möbius.
In dieser Zeit malte ich auch Hinterglasbilder, bei denen ich geometrische Farbflächen wie bei einer Skulptur hintereinander anordnete.
1977 kombinierte ich geometrische Formen mit starker Gestik.
1985 verwendete ich menschliche Körper und geometrische Formen, um Zwei- und Dreidimensionalität in Konflikt zu bringen.
2010 kehrte ich zum Thema Geometrie und Gestik zurück.
Bei manchen Bildern, die ich ab 2012 malte,
wurde ich auf Ähnlichkeit mit Fotos aufmerksam gemacht, die Karl Blossfeldt in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts unter dem Titel "Urformen der Kunst“ veröffentlichte.
Einige der 2015 entstandenen Bilder
erinnerten mich entfernt an Zeichnungen, die der Evolutionsbiologe Ernst Haeckel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Titel "Kunstformen der Natur“ präsentierte.
Seitdem beschäftigte ich mich zunehmend mit Bionik, der Disziplin, die biologische Systeme als Vorbild für technische Konstruktionen verwendet. Nur geht es mir nicht um Nutzanwendungen: Ich verwende die Kombination aus geometrischen Konstruktionen und organischer Formensprache, um damit Figuren zu schaffen, die die Natur zu kreieren verabsäumt hat. Vermutlich weil sie keinem Zweck dienen. Die aber, wenn sie gelingen, ein Eigenleben zu entwickeln scheinen.
Mit diesem Dialog zwischen Zielgerichtetheit und Zwecklosigkeit bin ich bei der klassischen Diskussion über die Beziehung zwischen Natur und Kunst angelangt.